BFSG-Checkliste: Bist du bereit?
Ab 2025 wird Barrierefreiheit für viele Unternehmen in Deutschland gesetzlich verpflichtend. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) betrifft nicht nur digitale Angebote, sondern auch Produkte, Dienstleistungen und technische Geräte. Wer bis dahin nicht vorbereitet ist, riskiert Bußgelder, Abmahnungen und Imageverlust.
Mit dieser Checkliste kannst du systematisch prüfen, ob dein Unternehmen bereit ist, die gesetzlichen Anforderungen umzusetzen – und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen nutzen, die Barrierefreiheit bietet.
1. Digitale Dienste prüfen
Deine Websites, Apps, Online-Shops und digitalen Verwaltungstools sind oft der erste Kontaktpunkt deiner Nutzerinnen und Nutzer mit deinem Unternehmen. Damit alle Menschen – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen – problemlos auf Informationen, Produkte oder Services zugreifen können, ist Barrierefreiheit essenziell.
Checkpunkte für digitale Barrierefreiheit
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Screenreader-Kompatibilität
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Alle Texte, Menüs, Buttons und Formulare müssen von Screenreadern vollständig erfasst und korrekt vorgelesen werden.
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Bilder, Grafiken und Icons benötigen alternative Texte, um auch visuelle Informationen zugänglich zu machen.
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Vorlesefunktionen und Untertitel
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Nutzer sollten Texte und Inhalte vorlesen lassen können.
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Videos oder Multimedia-Inhalte benötigen Untertitel oder Transkripte, damit hörbehinderte Personen alle Informationen erfassen können.
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Klare Struktur und intuitive Bedienung
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Navigation, Buttons und Formulare müssen logisch angeordnet und konsistent gestaltet sein.
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Komplexe Prozesse wie Checkout oder Formularausfüllung sollten schrittweise erklärt werden, um Fehler zu vermeiden.
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Farben und Kontraste
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Texte, Symbole und Schaltflächen müssen sich deutlich vom Hintergrund abheben.
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Kontraste sollten den WCAG-Richtlinien entsprechen, damit Inhalte für sehbehinderte Nutzer leicht erfassbar sind.
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Einfache Sprache und Verständlichkeit
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Inhalte sollten in klarer, verständlicher Sprache geschrieben sein, Fachjargon vermeiden und komplexe Informationen erklären.
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Zusatzangebote wie Glossare, Tooltips oder Erklärungsvideos erleichtern das Verständnis für alle Nutzergruppen.
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Tipp: Teste deine digitalen Dienste regelmäßig mit echten Nutzergruppen, insbesondere mit Menschen, die unterschiedliche Einschränkungen haben. Nur so lassen sich praktische Schwachstellen erkennen und gezielt optimieren.
2. Technische Geräte prüfen
Technische Geräte wie Smartphones, Tablets, Geldautomaten, Fahrkartenautomaten oder Smart-Home-Systeme sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Damit alle Menschen – insbesondere Personen mit motorischen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen – diese Geräte problemlos nutzen können, ist Barrierefreiheit unverzichtbar.
Checkpunkte für barrierefreie Geräte
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Sprachsteuerung und alternative Eingabemöglichkeiten
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Prüfe, ob Geräte Sprachsteuerung oder andere Eingabemethoden wie Augensteuerung, Kopfbewegungssensoren oder Fußpedale unterstützen.
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Diese Funktionen ermöglichen Nutzern mit motorischen Einschränkungen, die Geräte selbstständig zu bedienen.
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Kontrastreiche und gut lesbare Displays
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Texte, Symbole und Bedienelemente müssen sich deutlich vom Hintergrund abheben.
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Flexible Schriftgrößen, Zoom-Funktionen und kontrastreiche Farbgestaltung erleichtern die Nutzung für sehbehinderte Personen.
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Kompatibilität mit Hilfstechnologien
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Prüfe, ob Geräte mit Screenreadern, Vorlesefunktionen oder Braille-Displays kompatibel sind.
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Barrierefreie Geräte sollten auch ohne Touchbedienung oder Maus steuerbar sein.
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Intuitive Anordnung und verständliche Funktionen
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Bedienelemente und Menüs müssen klar strukturiert, logisch angeordnet und einfach verständlich sein.
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Komplexe Abläufe sollten Schritt für Schritt erklärt werden, um Fehler zu vermeiden.
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Tipp: Stelle kurze Bedienanleitungen bereit und erkläre alternative Nutzungsmöglichkeiten. So können Nutzer die Geräte selbstständig und ohne Frustration bedienen.
3. Physische Produkte und Dienstleistungen prüfen
Barrierefreiheit betrifft nicht nur digitale Angebote, sondern auch physische Produkte und Dienstleistungen, die direkt von Kundinnen und Kunden genutzt werden. Damit Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten problemlos zugreifen und teilnehmen können, ist eine systematische Überprüfung und Anpassung unverzichtbar.
Checkpunkte für physische Barrierefreiheit
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Ergonomische Gestaltung und leichte Bedienbarkeit
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Produkte sollten so konstruiert sein, dass Menschen mit eingeschränkter Kraft oder Beweglichkeit sie problemlos bedienen können.
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Beispiele: Haushaltsgeräte, Möbel oder Fitnessgeräte mit gut erreichbaren Bedienelementen.
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Klare, gut lesbare und taktile Beschriftungen
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Beschriftungen müssen deutlich sichtbar, kontrastreich und gegebenenfalls taktil oder fühlbar sein, z. B. für sehbehinderte Nutzer.
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Symbole, Piktogramme oder Farbmarkierungen unterstützen die Orientierung zusätzlich.
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Zugänglichkeit von Dienstleistungen
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Dienstleistungen wie Shopbesuche, Arzttermine, Freizeitangebote oder öffentliche Services sollten für alle Nutzergruppen zugänglich sein.
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Dazu gehört, dass Informationen verständlich bereitgestellt und Abläufe intuitiv gestaltet werden.
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Barrierefreie Räume, Wege und Zugänge
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Türen, Wege, Eingänge, Rampen und Toiletten müssen rollstuhlgerecht und sicher begehbar sein.
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Auch Sitzgelegenheiten, Aufzüge und Orientierungshilfen sollten für alle Menschen nutzbar sein.
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Tipp: Achte darauf, dass Schulungen für Mitarbeitende zur Barrierefreiheit durchgeführt werden. So können sie Nutzer professionell unterstützen und auf spezielle Bedürfnisse reagieren.
4. Interne Prozesse und Dokumentation
Damit du die Anforderungen des BFSG nachweisen kannst, ist es entscheidend, dass interne Prozesse klar strukturiert und dokumentiert sind. Nur so lässt sich belegen, dass deine Produkte, digitalen Dienste und Dienstleistungen barrierefrei entwickelt und angeboten werden.
Checkpunkte für interne Barrierefreiheitsprozesse
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Verankerung barrierefreier Standards
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Barrierefreiheit sollte von Anfang an in der Produktentwicklung, im Design und in allen relevanten Prozessen berücksichtigt werden.
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Richtlinien, Templates und Standardprozesse helfen, dass alle Teams konsistent arbeiten.
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Testprotokolle, Checklisten und Nachweise
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Halte schriftlich fest, welche Maßnahmen zur Barrierefreiheit umgesetzt wurden.
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Testprotokolle, Checklisten, Screenreader-Tests oder Usability-Studien dienen als Nachweis für Audits und Behörden.
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Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierung
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Mitarbeitende sollten regelmäßig geschult werden, um Barrieren frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
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Schulungen erhöhen das Bewusstsein für Nutzerbedürfnisse und verbessern die Umsetzung barrierefreier Standards.
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Feedback-Kanäle für Nutzer
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Biete Möglichkeiten, dass Nutzer Barrieren melden oder Vorschläge zur Verbesserung machen können.
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So lassen sich Schwachstellen erkennen und kontinuierlich optimieren.
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Tipp: Nutze externe Audits oder Beratungsleistungen, um deine Prozesse regelmäßig zu prüfen und die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen zu bestätigen. Dies erhöht die Rechtssicherheit und zeigt Kunden und Partnern, dass dein Unternehmen Barrierefreiheit ernst nimmt.
5. Wirtschaftliche Chancen nutzen
Barrierefreiheit ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern eröffnet deinem Unternehmen zahlreiche wirtschaftliche Chancen. Wer frühzeitig barrierefreie Produkte, digitale Dienste und Dienstleistungen anbietet, profitiert von neuen Kundengruppen, höherer Zufriedenheit und Effizienz.
Wichtige wirtschaftliche Vorteile
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Erweiterung der Zielgruppe
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Über 10 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Behinderungen, zusätzlich profitieren Senioren und Gelegenheitsnutzer von barrierefreien Angeboten.
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Barrierefreie Produkte und Dienste erreichen weit mehr Kunden und steigern die Reichweite deines Unternehmens.
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Höhere Kundenzufriedenheit
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Einfache Bedienung, klare Strukturen und verständliche Inhalte sorgen für positive Nutzererlebnisse.
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Zufriedene Kunden sind loyaler, kaufen häufiger und empfehlen dein Unternehmen weiter.
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Wettbewerbsvorteil und Imagegewinn
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Frühzeitige Barrierefreiheit signalisiert Innovation, Verantwortung und Kundenorientierung.
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Unternehmen, die inklusiv denken, differenzieren sich vom Wettbewerb und stärken ihr Markenimage nachhaltig.
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Effizienz und Kostenersparnis
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Barrierefreiheit von Anfang an in Design und Entwicklung zu berücksichtigen, reduziert nachträgliche Anpassungskosten.
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Klare Strukturen, verständliche Inhalte und intuitive Bedienung senken den Supportaufwand und optimieren interne Prozesse.
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Tipp: Sieh Barrierefreiheit nicht nur als Pflicht, sondern als Investition in langfristigen Erfolg, Kundenbindung und Wachstum. Wer heute aktiv handelt, ist 2025 nicht nur rechtlich abgesichert, sondern auch wirtschaftlich klar im Vorteil.
Fazit: Dein BFSG-Check
Mit dieser Checkliste kannst du systematisch prüfen, ob dein Unternehmen die Anforderungen des BFSG erfüllt und barrierefreie Produkte, Dienstleistungen und digitale Angebote bereitstellt.
Deine Handlungsempfehlungen
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Digitale Dienste prüfen
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Websites, Apps, Online-Shops und Verwaltungstools auf Screenreader-Kompatibilität, intuitive Bedienung, klare Strukturen und barrierefreie Inhalte testen.
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Technische Geräte evaluieren
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Smartphones, Tablets, Automaten oder Smart-Home-Systeme auf Sprachsteuerung, kontrastreiche Displays und alternative Eingabemöglichkeiten prüfen.
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Physische Produkte und Dienstleistungen barrierefrei gestalten
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Ergonomie, taktile Beschriftungen, zugängliche Räume und verständliche Abläufe sicherstellen.
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Interne Prozesse dokumentieren und Mitarbeitende schulen
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Standards verankern, Testprotokolle erstellen, Feedback-Kanäle einrichten und regelmäßig Schulungen durchführen.
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Barrierefreiheit als Chance nutzen
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Reichweite erweitern, Kundenzufriedenheit steigern, Markenimage stärken und langfristig Kosten sparen.
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Wer jetzt handelt, ist nicht nur rechtlich abgesichert, sondern auch wirtschaftlich wettbewerbsfähig. Gleichzeitig leistet dein Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Inklusion, stärkt die Marke und setzt ein Zeichen für Verantwortung und Innovation.
Tipp: Nutze diese Checkliste regelmäßig, um Kontrollen, Optimierungen und Updates durchzuführen. So bleibt dein Unternehmen auch langfristig barrierefrei, erfolgreich und zukunftssicher.